Gouda ist natürlich viel älter als 750 Jahre. Aber im Jahr 2022 feiern wir, dass der Graf von Holland, Florens V., 1272 Gouda die Stadtrechte verlieh.
Auf dieses Jahr geht die älteste bekannte Überlieferung der Namen Gouwe, Gouda und Govda zurück: Iuxta Goldam, was „an der Gouwe entlang“ bedeutet. Dieser Eintrag ist Bischof Andreas von Utrecht zuzuschreiben, der dem Kapitel der Sint-Salvator-Kirche (Oudmunster) in Utrecht das Recht der Urbarmachung entlang des Flusses schenkt, das „iuxta Goldam“.
Interpretiert wurde der Name Gouda als Gold-a, Gold-ach, was „goldener Wasserlauf“ bedeutet. Die goldene Farbe des Wassers soll dem Torfmoor geschuldet sein.
Wilhelm II, Graf von Holland, erwähnt in einem Kaufvertrag mit deutschen Kaufleuten zum ersten Mal einen Herren von Gouda, Theodoricus van Ghouda, auch bekannt als Dirk van der Goude. Wahrscheinlich wurde die erste Motte, eine von einem Erdhügel umgebene Burganlage, im Stadtviertel „Hinter der Kirche“ ebenfalls in diesem Jahr fertiggestellt. Rund um die Burg war Platz für einen Markt. Hier stand neben einigen Bauernhöfen auch die erste Kirche, der Vorgänger der Sint-Jans-Kirche.
Das Wappen von Gouda mit sechs Sternen stammt aus einer späteren Periode. Das Wappen der Herren van der Goude hatte ursprünglich nur zwei Sterne. Jan van der Goude (1375-1411) führte als Wappen einen silbernen Querträger mit zwei goldenen Sternen.
Das Stadtwappen von Gouda ist eine gedrehte, gespiegelte Version des Familienwappens der Familie Van der Goude. Im Laufe des 15. Jahrhunderts werden aus zwei Sternen sechs.
In der nach Alter festgelegten Wahlrangordnung der holländischen Stände nahm Gouda immer den sechsten Platz ein. Dordrecht führte als älteste Stadt die Liste an. Danach folgten die anderen, „jüngeren“ Städte. Da Gouda an sechster Stelle stand, entschied die Stadtverwaltung, das Wappen mit sechs anstatt zwei Sternen zu bestücken. Erst 1816 sah das Wappen so aus, wie wir es heute noch kennen (weißer Pfahl in der Mitte, Dornenkrone und auf beiden Seiten des Pfahls jeweils drei Sterne). Es wurde offiziell vom niederländischen Adelsrat, dem „Hoge Raad van Adel“ bestätigt.
Am 19. Juli 2022 feiern wir, dass Florens V. (geboren 1254 und ermordet 1296), vor 750 Jahren der Stadt Gouda die Stadtrechte verlieh. Es gab sowohl Befürworter als auch Gegner, da die Stadtrechte auch Verpflichtungen mit sich brachten. Nicolaas van Cats hatte Florens V. um die Verleihung der Stadtrechte ersucht. Van Cats war der Vormund der achtjährigen Sophie van der Goude, der damaligen Erbtochter der adligen Familie Van der Goude.
Mit der Verleihung der Stadtrechte wurden den Stadtbewohnern auch verschiedene andere Rechte offiziell zugesprochen, wie die Bürgerschaft, die Rechtsprechung und die Glaubensfreiheit.
Die Stadt Gouda lag genau wie die Stadt Dordrecht an einer internationalen Schifffahrtsroute. Diese strategische Lage bildete die Grundlage für die Entwicklung und den späteren Reichtum von Gouda. Die gesamte Binnenschifffahrt in Holland war gezwungen, durch Gouda zu fahren, wo Zoll erhoben wurde. Man hatte keine Eile, die Schiffe passieren zu lassen, denn die Schiffe und ihre Bemannung sorgten für regen Handel und schafften Arbeitsplätze für die Bürger der Stadt.
Der erzwungene Zoll weckte jedoch den Groll anderer Städte. So baute die Stadt Leidschendam eine Schleuse an der Stelle, an der sich zuvor ein Damm befand. Dank dieser Schleuse mussten die Schiffe nun nicht mehr durch Dordrecht und Gouda. Das wiederum stieß bei den beiden Städten auf Widerstand. 1492 zog eine Delegation bewaffneter Einwohner von Gouda und Dordrecht nach Leidschendam und zerstörte die illegal errichtete Schleuse.
Der größte Teil dieser Route ist noch heute erhalten und wird „Staande Mastroute“ (Route mit stehendem Mast) genannt. Die ursprüngliche Passage durch die dunkle Schleuse mitten in der Innenstadt von Gouda ist momentan nicht mehr befahrbar; Schiffe werden über die Mallegat-Schleuse und Turfsingel oder etwas außerhalb des Stadtkerns über die Juliana-Schleusen umgeleitet.
Obwohl das ursprüngliche Stadtrecht leider nicht mehr im Besitz der Stadt ist, verfügt man doch über das Vidimus. Es handelt sich um einen Nachweis, in dem eine wichtige Person angibt, das Stadtrecht gesehen zu haben, auch wenn es nicht mehr existiert. Zum 748. Geburtstag der Stadt Gouda am 19. Juli 2020 fand „In de Buurt“ so einiges heraus. (Holländisch)
1356 wurde Jan van Blois (Johann II. von Châtillon) Herr von Gouda und hatte damit das Sagen in der Stadt. Am Mühlenplatz stand eine Getreidemühle, und es gab bereits eine Stadtwaage, die „Waag“. Beim großen Stadtbrand 1361 brannte die erste Sint-Jans-Kirche nieder. Ein Teil des Stadttors einschließlich Turm wurde in das neue, von Jan van Blois erbaute Schloss von Gouda integriert, heute „Veerstal“ genannt.
Das Schloss wurde jedoch 1577 im Auftrag der damaligen Stadtverwaltung bereits wieder abgerissen. Das eigenwillige Gouda wollte nicht das Risiko eingehen, dass die Spanier das Schloss einnehmen. Außerdem wollte man sich durch den Abriss der Macht der holländischen Stände entziehen.
Eine Stadtmauer ist erhalten geblieben. Am Mauerwerk am Houtmanplantsoen sind noch dicke Mauern des Schlosses zu erkennen, sowie Teile der unterirdischen Gänge unter den Wohnhäusern an dieser Stelle. Und wenn man sich die Mühle 't Slot und die schönen Gebäude in der direkten Umgebung ansieht, kann man sich mit einiger Fantasie ausmalen, wie das alte Schloss ausgesehen haben muss.
Da Gouda regional eine wichtige Funktion erfüllte, verlieh der Graf von Holland der Stadt Wiege- und Marktrechte. Der Käsemarkt geht auf das Jahr 1395 zurück. Die Stadtverwaltung kaufte mitten in der Stadt ein Grundstück und plante dort einen Käsemarkt. Der Käse wurde bis dahin an mehreren Standorten in der Stadt verhandelt. Aufgrund der Marktrechte durften die Bauern aus der Umgebung ihre Ware nicht außerhalb der Stadt verkaufen. Der weltberühmte „Gouda“ bezieht sich also auf die Stadt, in der mit diesem Käse gehandelt wurde. Hergestellt wurde er in den umliegenden Dörfern und Städten.
Um 1980 hatte der Handel am Markt so stark an Bedeutung verloren, dass auf die Initiative des Käseherstellers Vergeer hin der Käsemarkt zu einer touristischen Attraktion umfunktioniert wurde. Jeden Donnerstagvormittag im Sommer findet der Käsemarkt am Markt von Gouda statt, nach dem Vorbild des ursprünglichen Käsemarkts. Meistens beginnt die Sommersaison in der ersten Aprilwoche und endet am letzten Augustwochenende. test
Mehr zu diesem ThemaEs war die Zeit von Philipp III., dem Herzog von Burgund, und den Kämpfen zwischen den Hoeken und Kabeljauwen. Jakobäa von Bayern war die Tochter von Graf von Holland Wilhelm VI. und Margarete von Burgund. Bereits im Alter von fünf Jahren wurde sie mit dem französischen Thronfolger Jean de Valois, Herzog von Touraine, verheiratet. Die Hochzeit fand 10 Jahre später in Den Haag statt.
Nach dem Tod ihres Vaters erbt sie im Alter von 16 Jahren unter anderem große Teile des heutigen Süd-Holland. Nach dem Tod ihres Ehemanns heiratet Jakobäa noch mehrmals – in den meisten Fällen zur Stärkung ihrer Macht.
So heiratete sie unter anderem Johann IV. von Brabant, mit dem sie sich später überwarf und der Ländereien, die Jakobäa gehörten, deren Onkel Johann von Bayern vermachte. 1422 heiratete Jakobäa Humphrey, Duke of Gloucester, einen Feind von Philipp III.
Als ihr Onkel Johann von Bayern stirbt, fallen die Ländereien in Holland wieder Philipp III. zu. Daraufhin zieht Jakobäa mit der Adelspartei der Hoeken in den Kampf gegen Philipp III. Dieser Kampf fand rund um Gouda, Oudewater und Schoonhoven statt, das heutige „Groene Hart“ bzw. das grüne Herz der Niederlande. Jakobäa gelang es im September 1425, Schoonhoven zu erobern, und sie gewann eine Schlacht bei der Gouwe-Schleuse.
Jakobäa zieht in das Schloss von Gouda, um den Kampf gegen die Kabeljauwen in Holland von dort fortzusetzen. Doch sie unterliegt ihrem Gegner. 1428 wird Philipp III. zu ihrem Erben ernannt. Sie darf nicht heiraten und hat praktisch alle Macht verloren. 1433 gibt sie auf und verzichtet auf ihre Rechte.
Jakobäa von Bayern schenkt den bekannten Messkelch der Goudaer Schützenbruderschaft als Dank für deren Unterstützung. Der Kelch wird heute im Gebäude des schon damals existierenden Catharina-Krankenhaus am Oosthaven aufbewahrt, in das später das Museum Gouda einzog.
Foto von Wikipedia.
1438 bricht der zweite große Stadtbrand aus, der die Stadt größtenteils in Schutt und Asche legt. Rathaus und Archive fallen dem Feuer zum Opfer. Am Markt werden Vorbereitungen für den Bau des gotischen Rathauses getroffen, das bis heute erhalten blieb. Das Rathaus wurde im Laufe der Jahrhunderte sowohl innen als auch außen umfassend restauriert und angepasst. Die rot-weißen Fensterläden zum Beispiel sind eine typische Ergänzung aus dem 19. Jahrhundert. Auch die Giebelfiguren wurden später hinzugefügt.
1455 wird das Maria-Magdalena-Kloster erbaut, das nach der Reformation geschlossen wurde und danach verschiedene Zwecke erfüllte. So diente es unter anderem als Textilfabrik, als Pesthaus und als Kaserne. Später wurde dort der Schweinemarkt untergebracht. 2020 eröffnete darin die „Cheese Experience“ neben dem 1988 eröffneten Einkaufszentrum Nieuwe Markt.
Um 1466 wurde Erasmus als außerehelicher Sohn eines Geistlichen und seiner Haushälterin geboren. Obwohl Erasmus´ Geburtsort wohl immer ein Zankapfel zwischen Gouda und Rotterdam bleiben wird, wuchsen Erasmus und sein Bruder in Gouda auf. Erasmus besuchte die Lateinschule am Markt (wo sich heute Arti Legi befindet) und wohnte im Emmaus-Kloster in Stein (das Gebiet zwischen dem Viertel Kort Haarlem und Haastrecht), das 1549 abbrannte.
Erasmus wandte sich von den strengen Regeln des Klosters ab und bereiste Europa. Er verdiente sein Geld als Privatlehrer und lebte auch vom Verkauf seiner Schriften.
Er hatte das, was wir heute einen Fanclub nennen, blieb jedoch der katholischen Kirche treu. Dennoch hatte er mehrere Konflikte mit der Kirche, unter anderem wegen seines Buchs Lob der Torheit aus dem Jahr 1509. Darin trieb er den Spott mit der Geistlichkeit und dem Menschen im Allgemeinen, der sich immer für die eigenen Interessen entscheidet. Er verteidigte das Recht, die Bibel und heilige Schriften kritisch zu betrachten, und vertrat die damals noch ungewöhnliche Meinung, auch Frauen müssten die Bibel lesen können.
1552 brannte die Sint-Jans-Kirche nach einem Blitzeinschlag ab. Unter der Leitung von Cornelis Frederiksz van der Ghoude begann man mit dem Wiederaufbau. Die beiden Crabeth-Brüder fertigten die weltberühmten „Goudaer Glasfenster“ aus Buntglas für die neue Kirche an. Es wurden auch neue Altarwerke in Auftrag gegeben. Gouda wurde nicht vom Bildersturm heimgesucht. Alle Altarwerke wurden sorgfältig von der Stadtverwaltung entfernt, bevor die Kirche den Protestanten überlassen wurde. Zur Feier des 600-jährigen Jubiläums der Stadt wurden diese Stücke ausgestellt und legten damit den Grundstein für das Museum Gouda.
2016 wird das von dem Künstler Marc Mulders entworfene Erasmus-Fenster in der Sint-Jans-Kirche eingeweiht. Der Entwurf dieses modernen Fensters weicht von der klassischen Ausgestaltung der übrigen Fenster ab (klicken Sie hier, um weitere Informationen über die Fenster und Gouda anzuzeigen).
In 1552 brandde de Sint-Janskerk na een blikseminslag af. Onder leiding van Cornelis Frederiksz van der Goude begon men met de wederopbouw. De beide broeders Dirck en Wouter Crabeth vervaardigden 72 wereldberoemde „Goudse Glazen“ voor de heropgebouwde kerk tussen 1555 en 1572. Beschilderde glas in lood ramen waren ook toen al een dure kwestie, vandaar dat er geldschieters werden gezocht om die glazen te financiëren. Filips van Spanje en Margaretha van Parma hebben allebei zo'n glas betaald en zijn dan ook met hun beeltenis te zien.
Er werd tevens opdracht gegeven voor de vervaardiging van nieuwe altaarstukken. Gouda werd niet echt door de beeldenstorm geraakt, in ieder geval niet de Sint Jan. De vele kloosters werden echter wel gesloopt dan wel herbestemd qua gebruik.
Voor de kerk na de reformatie werd overgedragen aan de protestanten werden alle altaarstukken zorgvuldig opgeborgen door het stadsbestuur. Bij de viering van het 600-jarig jubileum van de stadsrechten in 1872 werden deze stukken voor het eerst weer tentoongesteld, wat de basis vormde voor het ontstaan van Museum Gouda in het toenmalige Catharina Gasthuis.
Ten tijde van de tweede wereldoorlog werden de glazen uit de sponningen gehaald om beschadiging, dan wel vernietiging door bombardementen te voorkomen. De glazen werden in bekistingen, gemaakt op de nabijgelegen Molenwerf, opgeborgen. De kisten werden vervolgens opgeslagen in de duinen.
In 2016 werd een door kunstenaar Marc Mulders ontworpen Erasmus-raam in de Sint-Jans-kerk onthuld. Het ontwerp van dit moderne glas wijkt aanzienlijk af van de andere klassieke ramen. (Klik hier, voor meer Informatie over dit Goudse Erasmus glas).
1566 suchten die Bilderstürmer die Niederlande heim, verschonten jedoch die Stadt Gouda. 1572 wurde in Dordrecht die erste Versammlung der holländischen Stände einberufen. Die anwesenden Städte bestätigten während dieser Sitzung Wilhelm I. von Oranien in seiner Funktion als Statthalter von Holland, Zeeland und Utrecht. Er wurde auch zum Vertreter des spanischen Königs Philipp II. in dessen Abwesenheit und somit zum Schutzherren der Niederlande ernannt.
Im Grunde war dies der Keim für die Entstehung der Niederlande als unabhängiger Staat und gleichzeitig eine Abweisung der spanischen Vorherrschaft. Die Versammlung fand am 19. Juli statt – genau 300 Jahre nach der Verleihung der Stadtrechte an Gouda.
Auf dieser Versammlung waren Delegierte der sechs großen Städte der Grafschaft Holland vertreten: Dordrecht, Haarlem, Delft, Leiden, Amsterdam und Gouda. Außerdem waren Vertreter des Orts Oudewater und der Stände sowie anderer Regionen zugegen. Gemeinsam ernannten sie die Mitglieder der Generalstaaten (Staten-Generaal). Dieser Name wird auch heute noch für das niederländische Parlament in Den Haag verwendet, das aus der Ersten und der Zweiten Kammer besteht.
Die Religionsfreiheit war insbesondere deshalb ein wichtiges Thema der ersten Ständeversammlung, da Philipp den Protestantismus mit allen Mitteln zu unterdrücken versuchte. Obwohl er geschworen hatte, die Privilegien des Adels zu respektieren, vertraute man dem spanischen König nicht und fühlte sich von ihm bedroht. Mit Wilhelm I. (Wilhelm von Oranien) als Führer leisteten sie dem spanischen König Widerstand. Der 19. Juli 1572, an dem die erste Ständeversammlung von Dordrecht stattfand, jährt sich 2022 zum 450. Mal – ein weiteres Jubiläum also.
Foto: erste Ständeversammlung in Dordrecht, Foto: Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed.
Der 1522 in Amsterdam in eine katholische Familie hineingeborene Dirck Volkertszoon Coornhert entpuppt sich als glühender Vertreter der Meinungs- und Religionsfreiheit. Obgleich weniger bekannt als Erasmus, ist auch er ein wichtiger Humanist. Coornhert glaubt nicht an die Erbsünde, wonach der Mensch durch den Sündenfall von Adam und Eva für immer ein Sünder ist. Außerdem ist Coornhert mit Wilhelm I. befreundet. Die Spanier betrachten ihn deshalb als Aufwiegler und werfen ihn in Den Haag ins Gefängnis, aus dem er aber fliehen konnte.
Coornhert war der Erste, der an einen Zusammenhang zwischen Armut, der sozialen und wirtschaftlichen Stellung der Menschen und dem Abgleiten in die Kriminalität glaubt. Er plädierte dafür, Gefangene während der Haft auf ein Leben danach vorzubereiten.
Coornhert lehnte die Verfolgung von Ketzern während der spanischen Vorherrschaft ab. Als aber die Protestanten an die Macht kommen, hält er an seinem Glauben an den freien Willen, an das Gute im Menschen, an Religions- und Gewissensfreiheit fest und muss deshalb erneut flüchten.
Er wird von Reformierten aus Delft verbannt und lässt sich 1588 im freieren Gouda nieder, wo er schon zwei Jahre später stirbt. Am Oosthaven wurde zu Ehren von Coornhert ein Giebelstein in ein Gebäude eingesetzt, das heute an dem Ort steht, wo früher Coornherts Wohnhaus stand.
Mehr zu diesem ThemaDie Flüsse rund um Gouda waren reich an Ton. So entstand schon früh eine Keramikindustrie. 1617 stand es mit diesem Wirtschaftszweig nicht gut. Der arbeitslose, englische Söldner Willem Baernelts begann Tonpfeifen herzustellen und verhalf so der Goudaer Keramikindustrie zu neuem Aufschwung. Die Pfeifen wurden weltberühmt. 1660 wurde sogar die Gilde der Goudaer Pfeifenmacher gegründet. Schließlich verdrängten Pfeifen aus Holz die Goudaer Tonpfeifen. Doch bis weit ins 20. Jahrhundert wurden in Gouda von der Firma Goedewaagen noch Pfeifen und Keramik hergestellt. Es gibt noch einige Pfeifenmacher in Gouda, die Pfeifen in Handarbeit fertigen, wie Kees Moerings und Patrick Vermeulen.
1749 wurde Pieter Dirksz van der Want offiziell Pfeifenmacher. Van der Want ist ein bekannter Familienname in Gouda. Pieter Dirksz und seine Nachkömmlinge machten sich mit der Goudaer Keramik einen Namen und sorgten für neue wirtschaftliche Impulse. Die Goudaer Keramik zeichnet sich durch den Einsatz der Fayence-Technik aus. Der Ton wird einem ersten Ofendurchgang ausgesetzt, dem Schrühbrand. Daraus entsteht ein „Biscuit“. Nach dem Bemalen und Glasieren werden die Objekte erneut im Ofen aufgeschmolzen, wobei sich die handgemalten Motive in den Ton einbrennen. Die Blütezeit der Keramikindustrie reicht von 1920-1930, als Jugendstil und Art déco beliebt wurden.
Die Familie Van der Want besaß die Keramikfabriken Ivora in der Kuiperstraat, Hollandia (später Regina am Oosthaven) und Zenith an der Adresse Korte Akkeren, wo lange Zeit die Familie Hoyng das Zepter schwang. Die bekannteste Keramikfabrik ist die Koninklijke Plateelfabriek Zuid-Holland Gouda, kurz „Plazuid“ genannt. Das Markenkennzeichen ist das Lazarus-Tor.
Nach dem Krieg flaut das Interesse an dekorativer Keramik schnell ab. 1965 bedeutet das Aus für Ivora und Plazuid. Regina und Zenith werden bis 1979 bzw. 1984 weitergeführt. Heute gibt es noch einige kleine Kunstateliers, wie De Drietand und Montagne, die die Keramiktradition fortführen. Und an der Hoge Gouwe arbeitet noch die Keramikmalerin Trudy Otterspeer.
Noch immer lernen niederländische Schüler, dass 1672 ein Katastrophenjahr für die noch junge Nation war, da damals Frankreich, England und die deutschen Bistümer Münster und Köln gleichzeitig der Republik der Vereinigten Niederlande den Krieg erklärten. Eine militärische Verteidigungslinie musste her, um den Gegnern Widerstand leisten zu können. So entstand die Alte Holländische Wasserlinie.
Diese Linie erstreckt sich in etwa vom IJsselmeer bis zum Biesbosch. Gouda befindet sich am Rand dieser Linie. Einige rechnen Gouda zu den Städten, die auf dieser Linie liegen, andere wiederum sind der Meinung, dass Gouda keine echte Festungsstadt wie die anderen Städte ist. Sehr lange bildeten die Alte Holländische Wasserlinie sowie die Neue Holländische Wasserlinie die Grundlage für die niederländische Verteidigung gegen Invasoren. Die Verteidigung bestand vornehmlich aus der Inundierung, wobei Land zu militärischen Zwecken überschwemmt wird. Zunächst leistete man Widerstand mit Booten. Doch schrittweise wurden entlang der Wasserlinie immer mehr Festungsanlagen, Forts, Bollwerke und Bastionen errichtet. Ein weiteres Jubiläum, diesmal der Holländischen Wasserlinie: Das Katastrophenjahr 1672, genau 400 Jahre nach der Verleihung der Goudaer Stadtrechte, jährt sich 2022 zum 350. Mal.
Mehr zu diesem Thema1702 wurde das „Hofje van Jongkind“ als Wohnstätte für alleinstehende Frauen eingeweiht. Hier befindet sich heute das Lokal „Hofje van Jongkind“ mit Kaffeerösterei. Die Mühlen an der Vest (Roode Leeuw, 1727, und De Korenbloem, 1751) werden neu erbaut.
Moreau baut die Orgel in der Sint-Jans-Kirche; die alte Orgel wird verkauft. An der Adresse Lange Tiendeweg wird ein Gebäude für die Schützenbruderschaft errichtet, Sint Jorisdoelen. Beim heutigen Museumshafen entsteht die dritte Mallegat-Schleuse. Gouda zählt zu diesem Zeitpunkt etwa 20.000 Einwohner. Die Einwohnerzahl schwankt jedoch im Laufe der Jahrhunderte.
1756 wird der Arzt, spätere Professor und Namensgeber des Krankenhauses, Jan Bleuland, an der Hoge Gouwe geboren. Er stirbt im Jahr 1838.
Anna Barbara van Meerten-Schilperoort wurde 1778 in Voorburg geboren. Sie war eine besondere Frau, die ganz nach Goudaer Tradition an Toleranz, Unternehmergeist und Redefreiheit glaubte, aber viel weniger bekannt war als Erasmus und Coornhert. Sie war eine sozial engagierte Frau, die mit 16 Jahren den Pfarrer Hendrik van Meerten heiratete. Van Meerten bekam 1796 eine Anstellung in Gouda.
Seine Frau wollte ihre Kinder selbst unterrichten und fing zu diesem Zweck an, selbst Bücher zu schreiben. Als sich diese als Erfolg erwiesen, widmete sie sich immer intensiver ihren Büchern. In dieser Zeit war das noch etwas Außergewöhnliches. Während sich die eigenwillige Anna auf das Schreiben konzentrierte, sorgte ihre Mutter für den Haushalt.
Annas Mann stimulierte sie. Die Franzosen hatten der protestantischen Regierung des Hauses Oranien ein Ende bereitet, und als Pfarrer verdiente er nicht genug, um seine Familie unterhalten zu können. Dank der Bücher seiner Frau konnte sein geringes Einkommen etwas aufgebessert werden.
Anna absolvierte indes eine Ausbildung zur Lehrerin. Zusammen mit ihren Töchtern gründete sie eine Mädchenschule für Familien, die es sich leisten konnten, ihre Töchter auf dieses „elitäre“ Institut zu schicken. Anna investierte viel in die Kinder und unterrichtete sie in dem, was wir heute Gemeinschaftskunde nennen würden. Sie schrieb zahlreiche Bücher. Ihr Repertoire reichte von Reise- und Geschichtsbüchern bis hin zu Sprachbüchern und biblischen Erzählungen für Kinder.
Anna war zudem Herausgeberin und Redakteurin von Penélopé, einem Monatsmagazin für Frauen. Kurzum: Anna Barbara van Meerten-Schilperoort ist eine Frau, die auf der Zeitachse von Gouda750 nicht fehlen darf.
In Gouda herrschte schon immer geschäftiges Treiben. Hier wurde nicht nur Bier gebraut (z. B. Goudsch Kuyt), sondern auch Käse und Pfeifen hergestellt. Auch allerlei andere Handwerksberufe waren hier gut vertreten. Durch die Industrialisierung änderte sich das. Es entstanden neue Wirtschaftszweige, die typische Produkte aus Gouda hervorbrachten.
Bekannte Beispiele sind natürlich die Goudaer Kerzen der 1858 gegründeten Stearinkerzenfabrik. Heute ist diese Fabrik ein Chemieunternehmen, das an den schon von weitem sichtbaren, markanten Destillationskolonnen gut zu erkennen ist. In Gouda ließen sich auch viele Wäschereien nieder, hauptsächlich entlang der Grachten in der Innenstadt. 1839 wurde der Verlag für Wörter- und Kinderbücher Van Goor gegründet, und 1916 die Goudse Machinefabriek.
Die Stadt zählte aber auch, wie oben bereits erwähnt, zahlreiche Keramikwerkstätten, Sirupwaffelfabriken und andere Betriebe. Jahrzehntelang prägten sie die Stadt und sorgten dafür, dass Gouda auch weit über die Landesgrenzen hinaus zu Weltruhm gelangte.
Auch heute noch ist Gouda eine Stadt mit vielfältigen Wirtschaftsaktivitäten. Die Stadt zählt zahlreiche Großhandels- und Industriebetriebe, die moderne Technologien einsetzen oder entwickeln, wie zum Beispiel im Straßenbau, für Produktionsverfahren, für die Autoindustrie und in der Informations- und Kommunikationstechnologie. Es gibt nach wie vor auch viele kleine und mittelständische Unternehmen in der Stadt. In ihrer Hand befinden sich gut 65 % der Geschäfte und Hotel- und Gastronomiebetriebe. Die Goudaer Unternehmer sind gut vernetzt und organisiert.
Die Sirupwaffel ist ein echtes Goudaer Produkt und nicht zu vergleichen mit den Waffeln, die Supermärkte verkaufen. Noch immer ist man geteilter Meinung, wenn es um die Lieblingswaffel in Gouda geht. So hat jede Variante ihre eigenen Anhänger.
Da die Waffelbäcker selbständige Unternehmer waren, ist nur schwer festzustellen, wann genau die Goudaer Sirupwaffel erfunden wurde. Die Bäckerei Kamphuisen fing 1810 an, Sirupwaffeln nach eigenem Rezept zu backen. 1837 wurde die erste Fabrik gegründet, die Goudse Siroopfabriek.
Schon bald kamen Varianten auf den Markt, wie die Ofenwaffeln von Adéko oder die kleineren Punselie-Waffeln. Adriaan de Groot setzte ab 1860 ein Waffeleisen ein. Die Bäckerei Wever setzte die Tradition mit demselben Rezept fort. Auf lokalen Märkten in den Niederlanden findet man noch immer Waffelbäcker, die Sirupwaffeln mit dem Waffeleisen herstellen. Sirupwaffeln wurden ursprünglich aus Teigresten hergestellt. Da es sich um ein Restprodukt handelte, waren diese Waffeln billig und für jeden erschwinglich.
Schon seit langem versuchen Sirupwaffelhersteller außerhalb von Gouda, den Namen der Goudaer Sirupwaffel in „Dutch Waffel“ oder „Holländische Waffel“ umzuändern, um damit vor allem den Touristen in Amsterdam entgegenzukommen. Dies würde jedoch nicht der historischen Wahrheit entsprechen. Die „Stroopwafel“ oder „Siroopwafel“ ist und bleibt eine echte Goudaer Erfindung. Von den Dutzenden von Waffelbäckereien in Gouda sind nur noch eine Handvoll in Betrieb.
Wenngleich der Duft der süßen Waffeln nicht mehr so intensiv ist wie in den 1970er Jahren, kann man ihn dennoch in der Stadt wahrnehmen, wenn gebacken wird. 2020 wurden in der „Siroopwafel Experience“ am Markt wieder Kamphuisen-Waffeln hergestellt, und Van den Berg (zuvor Van Vliet) backt noch in der ursprünglichen Fabrik am Lange Groenendaal. Punselie stellt nach wie vor seine berühmten kleinen Sirupkekse in der Tuinstraat her. Alle Betriebe stehen Besuchern offen. Und im nahegelegenen Ort Waddinxveen stellt auch die Bäckerei Markus Goudaer Sirupwaffeln her.
Mehr zu diesem ThemaErst im 20. Jahrhundert wird das historische Zentrum mitsamt Grachtengürtel erweitert. In den ersten 20 Jahren des 20. Jahrhunderts entstehen die Straßen De Korte Akkeren und Kort Haarlem. Zwischen 1950 und 1990 kommen die Viertel Oosterwei, Bloemendaal und Goverwelle dazu.
In den 1960ern wirbt die niederländische Regierung Gastarbeiter an, um den durch den Krieg entstandenen Mangel an Arbeitskräften auszugleichen. Die Stadt bekommt viele neue Einwohner. In Gouda sind nunmehr fast 130 Nationalitäten vertreten, wobei Niederländer mit marokkanischen Wurzeln die Mehrheit bilden. Die Einwohnerzahl steigt auf über 70.000.
Vor allem Compaxo und andere Unternehmen in Gouda nahmen bewusst Marokkaner an, weil sie hart arbeiteten, nicht klagten oder protestierten und bald in ihr Heimatland zurückkehren wollten, sobald sie genug Geld verdient hatten. Gouda galt zudem als Trabantenstadt für Beamte, die in Den Haag arbeiteten.
Im 20. Jahrhundert wurde die Stadt nicht nur erweitert. Es wurden leider auch viele historische Gebäude abgerissen und Grachten zugeschüttet, weil die damalige Stadtverwaltung vornehmlich auf Modernisierung setzte und beispielsweise vorschlug, eine Autobahn quer durch die Innenstadt zu bauen, um dem neuen Phänomen Auto freie Bahn zu geben. Zum Glück blieb auch viel erhalten, weshalb Gouda noch immer über eine schöne, historische Innenstadt verfügt und den Besuchern, die in immer größerer Zahl in die Stadt strömen, eine Menge zu bieten hat. 1972 feiert Gouda in großem Stil das 700-jährige Jubiläum als Stadt.
Gouda wird erneut vergrößert. Nach der Stadterweiterung in Achterwillens entsteht das neue Wohngebiet Westergouwe hinter den Juliana-Schleusen. Das ist angesichts der Tatsache, dass sich dieses Wohngebiet am niedrigsten Punkt der Niederlande befindet und unter dem Meeresspiegel gebaut wird, eine Meisterleistung an sich. Lange vor der Jahrtausendwende wurde schon über Enteignungen von Bauernhöfen, den Bau einer Umgehungsstraße und den Wohnungsbau in diesem Gebiet diskutiert. Um 2005 werden die Pläne konkreter. Die Umgehungsstraße kam, und es wurde festgelegt, dass in diesem Gebiet ein nachhaltiges, wasserreiches Neubaugebiet entstehen sollte. Die ersten Wohnungen waren Anfang 2016 bezugsfertig.
Foto: Westergouwe.nl
1914 wurde in der Krugerlaan der Wissenschaftler, Dichter und Humanist Leo Vroman geboren. Er floh Anfang des Zweiten Weltkriegs nach England. Im Ersten Weltkrieg blieben die Niederlande – und somit auch Gouda – zwar verschont, verzeichneten jedoch eine starke Zuwanderung von Flüchtlingen aus Belgien. Für sie wurde am Graaf Florisweg ein Auffanglager eingerichtet.
Im Zweiten Weltkrieg zerstörten verirrte Bomben den Bahnhof und mehrere Häuser, unter anderem an der Fluwelensingel und Krugerlaan. Bürgermeister James wurde zu Kriegsanfang entlassen. Er kehrte jedoch nach der Kapitulation Deutschlands als Bürgermeister zurück in die Stadt. Viele Stadtbewohner wurden deportiert, darunter die gesamte jüdische Bevölkerung. All diese Menschen fanden den Tod.
Heute erinnern unter anderem die ehemalige Synagoge am Turfmarkt und das jüdische Tor des ehemaligen jüdischen Friedhofs an der Boelekade noch an die einst blühende jüdische Gemeinde. Das jüdische Tor wurde 1980 – nach der Verschiffung der Gräber des jüdischen Friedhofs nach Israel – als Kriegsdenkmal im Raoul-Wallenberg-Park neu errichtet.
Seit 2011 werden „Stolpersteine“ vor Gebäuden verlegt, deren jüdische Bewohner im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten deportiert wurden. Die Stolpersteine tauchen in vielen europäischen Städten auf. Das Projekt wurde von dem Berliner Künstler Gunter Demnig initiiert, der die Stolpersteine selbst herstellt und verlegt. Die Jazz-Sängerin Soesja Citroen hat sich stark für das Stolperstein-Projekt in Gouda engagiert.
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Stolpersteine
Gottlob
ihre Namen sind gerettet
kehren in die Stadt zurück
wo sie wohnten
die Deportierten
in der Straße, in der ihr Zuhause war,
auf dem Pflaster, das sie einst begangen,
wird ihr Leben
und
nach dem Abtransport
ihr Nicht-mehr-Leben
lesbar sein
lesbar für alle
die dort stillstehen
still werden
in ihren Namen kehren sie zurück
Inez Meter – Stadtdichterin Gouda 2003
Seit Jahren nimmt die Zahl der Besucher in der Stadt stetig zu. 2018 wurde die Grenze von einer Million überschritten. Die Stadt hat viel dazu beigetragen, unter anderem durch die Organisation großer Events. So wurde hier 2011 zum ersten Mal „The Passion“ aufgeführt. Im Jahr darauf folgte „De Zandtovenaar“. 2015 machte die Tour de France Station in Gouda, und 2018 wurde hier der „Roze Zaterdag“ gefeiert, die niederländische Version der Gay Pride Parade.
Jedes Jahr finden zahlreiche Veranstaltungen in Gouda statt. Am Königstag sowie zu vielen anderen (Musik-)Festivals strömen Tausende von Besuchern in die Stadt. Der allwöchentliche Käsemarkt von April bis August, die Goudaer Keramiktage, das Osterfrühstück, das Dance-Festival Riverdale, aber auch Events wie „Gouda bij Kaarslicht“, „Singelloop“, „Zotte Zaterdag“ und „SupercooleKidsfeest“ sorgen für eine lebendige Stadt und viele Besucher von nah und fern.
Die Einwohner von Gouda investieren viel in die Stadt und in Zusammenarbeit. Und das zahlt sich aus, denn Gouda wurde unter anderem für die beste Innenstadt, die beste Bibliothek, den besten Warenmarkt, das gastfreundlichste Theater, aber auch als beste Veranstaltungsstadt ausgezeichnet.
Gouda gehört uns allen. Hier kann jeder sich selbst sein – ganz im Sinne der großen Freidenker Goudas, wie Coornhert, Erasmus und Vroman. Die vielen Pläne für Gouda750 zollen der wertvollen Tradition der Toleranz Tribut, die wir als Stadt in Ehren halten müssen. Haben Sie auch einen Plan oder eine Idee für das Stadtjubiläum? Schicken Sie dann eine E-Mail an info@gouda750.nl